Architekt Oskar Czepa

Folgende Informationen bietet das „Architekturlexikon Wien 1880-1945“ des Wiener Architekturzentrums zu Oskar Czepa (Publikation im Rahmen dieser Seite mit freundlicher Genehmigung des Architekturzentrums Wien:

Bild von Oskar Czepa:  http://www.architektenlexikon.at/de/80_portrait.htm

Vita:
Oskar Czepa wurde 1883 in Wojes, Mähren, dem heutigen Svojanov, als Sohn eines deutschstämmigen Land- und Forstwirts und Steinmetzmeisters geboren. Nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule in Reichenberg / Liberec, kam er zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Wien, leistete den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger ab und praktizierte sodann in den Ateliers von Fellner & Helmer sowie von Leopold Fuchs.

Im Jahr 1907 machte sich Czepka selbständig und gründete mit Arnold Wiesbauer ein Architekturbüro. Das Architektenteam errichtete eine Reihe von Wohn- und Geschäftshäusern in Wien und beteiligte sich an zahlreichen Wettbewerben, bei denen häufig ihre Projekte prämiert wurden. Der Beginn des Ersten Weltkriegs unterbrach allerdings die erfolgreiche Tätigkeit.

Nach Kriegsende kehrte Czepa in seine Heimatstadt Wojes zurück und arbeitete vorerst mit Baumeister Hübl zusammen, bevor er sich im Jahr 1920 in Mährisch-Trübau / Moravska Trebova selbständig machte. Im Jahr 1922 folgte ihm A. Wiesbauer nach, und die beiden Architekten konnten sehr bald wieder eine Reihe von Aufträgen verzeichnen. Sie errichteten Stadt- und Geschäftshäuser sowie Villen vor allem in den umliegenden Städten im ehemaligen Mähren, realisierten aber auch einige größere Bauaufgaben, wie die Schule in Triebendorf / Trebarov oder das Hotel Zentral in Müglitz / Mohelnice. Wieder beteiligten sie sich auch erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben.

Czepa war ein passionierter Jäger und Musiker. Mit seinem selbst gegründeten „Schrammelquartett“ bereicherte er nahezu alle „fröhlich-völkischen Festivitäten“ (Nachruf) in seinem Wohnort. Die Wirtschaftskrise in den 30er Jahren sowie der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erschwerten die Tätigkeit des Architekten, die Aussiedlung nach Wien im Jahr 1946 brachte ihn schließlich an den Rand des existenziellen Ruins. Er lebte mit seiner Familie in einer Notunterkunft und bestritt den Lebensunterhalt mit unselbständigen Arbeiten in einem Baubüro. Unmittelbar vor seinem Tod im 73.Lebesjahr erarbeitete Czepa ein Projekt für ein neues Gebäude der Wiener Ärztekammer, dessen Prämierung er noch erlebte. Czepa starb an einem Herzinfarkt, er wurde am Grinzinger Friedhof begraben.

Stellenwert:
Oskar Czepa blieb gemeinsam mit seinem Teilhaber Arnold Wiesbauer dem romantischen Secessionismus seines Lehrers Friedrich Ohmann verpflichtet und seine Gebäude strahlen insgesamt einen beinah biedermeierlichen anmutenden Charme aus. Die Fassaden sind meist durch Gesimse, Lisenen, flache Erker oder Bay-Windows gegliedert und in diesen Raster sind sparsam secessionistische Motive, die häufig eine Nähe zur Wiener Werkstätte erkennen lassen, oder figürlicher Dekor in der Art Michael Powolnys appliziert.

Bereits eines der ersten Projekte des Büros Czepa & Wiesbauer, das Haus der Ärztekammer (Wien 1, Weihburggasse 10-12), war sowohl aufgrund seiner potenten Auftraggeber und als auch seiner prominenten Innenstadtlage ein höchst prestigeträchtiger Auftrag, den die beiden Architekten im Rahmen eines internen Wettbewerbs für sich lukrieren konnten. Der Einsatz von Lisenen und dreiteiligen Fenstern verleiht der Straßenfront eine betont vertikale Ausrichtung, die dem eingeschränkten Blickwinkel in der äußerst engen Gasse angepasst ist. Der Belebung der Fassade dienen vorschwingende Bay-Windows und dezent verteilter Dekor, der dem geforderten repräsentativen Anspruch entspricht. Auch in dem äußerst nobel gestalteten Vestibül manifestiert sich dieser gesteigerte Repräsentationsanspruch.

Beinahe ein Markenzeichen ist die feingliedrige Strukturierung der Fassaden durch verschiedenartige Putzausbildungen. So erhielt etwa das Haus Wien 18, Semperstraße 56 (1912) einen Riffelputz über zwei Stockwerke, während bei dem Haus Wien 7, Halbgasse 2 (1913) tiefe senkrechte Kerben auf prägnante Weise die Sockelzone betonen. Konkav eingezogene Fensterparapete (15, Vogelweidplatz 10-11,1912), abgetreppte Putzfelder oder abgetreppte Tür- und Fensterumrahmungen (15, Tellgasse 24, 1913-1914) bzw. Konsolen unter den Fensterbänken (18, Semperstraße 56) verleihen den Fassaden insgesamt eine abwechslungsreiche, lebendige Note.

Mittels aufwändig dekorierter und überkuppelter Mansardenfenster und äußerst differenziert ausgestalteter Erker wird hingegen das Wohn- und Geschäftshaus Wien 7, Siebensterngasse 42 / Kirchengasse 23 strukturiert. Fensterrahmungen, die zu Schmuckleisten ausgeformt werden, und der Einsatz von figuralem Dekor in der Art der Wiener Werkstätte verleihen dem Gebäude Eleganz und Noblesse.

Geschweifte Giebel beim Haus Wien 15, Tellgasse 26 in der Achse der Krebsgasse oder beim Eckhaus Wien 14, Laurentiusplatz 1 hingegen zeugen von Czepas romantischen Attitüden. Insbesondere das Haus Wien 18, Messerschmidtgasse 32 (1912) strahlt durch seinen mächtigen gebrochenen Giebel sowie durch grüne Bretterverkleidungen, Fensterläden und Balkone im obersten Geschoß heimatstilartige Romantik aus.

Die Foyers und Stiegenhäuser erhielten insgesamt zurückhaltend vornehme Ausgestaltungen, und selbst die Anordnung der Räume in den Wohnungen galt als besonders geglückt. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Czepa zu den erfolgreichsten Ohmann-Schülern zu zählen ist und sich bis zu seiner Übersiedlung in die neu entstandene Tschechoslowakei bereits einen hervorragenden Ruf erworben hatte.

Über die Bauten, die Czepa nach 1920 ausführte, liegen keine Dokumentationen vor. Er war, wie es im Nachruf heißt, „als gediegener Ohmann-Schüler behaftet mit märchenhafter Romantik. Als hervorragender Zeichner fand er viel Freude am Detail, am Schmuck der Fassade. Der große Erfolg, der ihm bis 1918 in Wien beschieden war, veranlasste ihn immer wieder, dieses Element zum Sieg, zu neuerlichem Erfolg zu führen. Er sträubte sich gegen den Bau ohne Charakteristik, dagegen, dass in New York oder Istanbul genau der gleiche Baustil bzw. die gleiche Stillosigkeit in Anwendung kommt wie auch etwa in Wien.“

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
mit Arnold Wiesbauer

1907
Kaufhaus Zwieback, Wien 1, Kärntnerstraße 4

1911
Miethaus, Wien 14 (damals Wien 13), Laurentiusplatz 1 / Sampogasse 5

1912
Miethaus, Wien 18, Messerschmidtgasse 32
Wohnhaus, Wien 18, Semperstraße 56

1913
Wohnhaus, Wien 7, Halbgasse 2 / Kandlgasse 26
Wohnhaus, Wien 15, Vogelweidplatz 10-11 / Dankwartgasse 2 / Volkergasse 1

1913-1914
Wohn- und Geschäftshaus, Wien 7, Siebensterngasse 42-44 / Kirchengasse 23
Miethäuser, Wien 15, Tellgasse 24, 26, 28

1915
Wohnhaus, Wien 6, Hornbostelgasse 14 / Gumpendorferstraße 120

nach 1920
zahlreiche Villen, Stadt- und Geschäftshäuser sowie Kriegerdenkmäler in östlichen Städten der ehem. Donaumonarchie

ÖFFENTLICHE BAUTEN:

1907
Ärztekammer, Wien 1, Weihburggasse 10-12 (mit A. Wiesbauer, 1914 Einbau eines Kaffeehauses von Guido Gröger, 1937 Umbauten unter der Bauführung von Guido und Walter Gröger)

nach 1920
Volks- und Bürgerschule in Triebendorf / Trebarov, CZ
Raiffeisenhaus in Tattenitz / Tatenice, CZ
Hotel Zentral in Müglitz / Mohelnice, CZ
Cafe Soukup in Landskron / Landskroun, CZ

NICHT REALISIERTE PROJEKTE:

1907
Handels- und Gewerbekammer Brünn (Wettbewerb, belobende Anerkennung, mit A. Wiesbauer)

1908
Kaiser Franz Josef Jubiläumsschule in Atzgersdorf (Wettbewerb, 1.Preis, mit A. Wiesbauer)
Theatermagazin und Wohngebäude, Mährisch-Ostrau / Ostrava, CZ (Wettbeweb, 2.Preis, mit A. Wiesbauer)
Volksbad in Eggenberg bei Graz, Stmk. (Wettbewerb, 1.Preis)

1910
Beamtenwohnhaus in Mährisch-Ostrau / Ostrava, CZ

1911
Sparkassa Budweis, Böhmen / Ceske-Budejovice, CZ (Wettbewerb, 1.Preis, mit A. Wiesbauer )

1913
Tuchmacherzunfthaus in Bielitz, Österr. Schlesien / Bielsko-Biala, PL (Wettbewerb, 1.Preis)

vor 1914
Rathaus in Szentes, H (Wettbewerb, 1.Preis, mit A. Wiesbauer)
Waisenhaus in Ujvidlk, H (Wettbewerb, 1.Preis, mit A. Wiesbauer)

nach 1920?
Technische Lehranstalt in Tetschen-Bodenbach / Decin, CZ (Wettbewerb, ein 2.Preis)

o.J.
Deutsches Haus Mährisch-Ostrau (Wettbewerb, ein 2.Preis)

1956
Neue Ärztekammer, Wien 2, Halmgasse (Nr. unbek.)

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:

WStLA (Todesfallaufnahme, Verlassenschaftsabhandlung, Musterungskopfzettel); MA 43 (Gräberdatenbank, Grabprotokoll Friedhof Grinzing); Grabinschrift; Archiv Adler (Parte)

LITERATUR:

H.F.: Architekt Oskar Czepa gestorben. In: Schönhengster Heimat 1957 – Trübauer Heimatbrief, S.2
Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jh.s. Wien 1976
A. Lehne: Jugendstil in Wien. Wien 1989

HINWEISE AUF WERKE:
Architekten- und Baumeisterzeitung
19.1910, H.10, S.11 (Proj. Beamtenwohnhaus in Mährisch-Ostrau)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/1; Achl. III/2
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio Wien/2 (II.-IX.u.XX.Bez.); Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)

LEXIKA:
Czeike; AKL; Weihsmann 05
Biographisches Lexikon der böhmischen Länder. 3 Bde. Wien 1979-2000

Persönliche Mitteilungen:
von Oskar Czepa, dem Sohn des Architekten, November 2006

Anmerkungen
Das Geburtsdatum ist in allen Lexika sowie im Nachruf („Trübauer Heimatbrief“) falsch angegeben.
Das in sämtlichen Quellen angegebene Studium an der Akademie der bildenden Künste ist nicht nachweisbar.
Auch ein am Musterungskopfzettel angegebens Studium an der Technischen Hochschule ist nicht nachweisbar.

 

Quelle: Architekturlexikon Wien 1880-1945 (http://www.architekturlexikon.at ), Verfasserin des Beitrags: Inge Scheidl

Link zum Beitrag mit zusätzlichen Informationen: http://www.architektenlexikon.at/de/80.htm

 

Hervorhebungen im Text durch Hausinhabung Semperstrasse 56.